Wenn du zur Arbeit gehst
am frühen Morgen,
wenn du am Bahnhof stehst mit deinen Sorgen:
da zeigt die Stadt
dir asphalglatt
im Menschentrichter
Millionen Gesichter:
Zwei fremde Augen, ein kurzer Blick,
die Brau, Pupille, die Lider -
Was war das? Villeicht dein Lebensglück ...
vorbei, verweht, nie wieder.
Das geht dein Leben lang
auf tausend Straßen;
du siehst auf deinem Gang, die diech vergaßen.
Ein Auge winkt,
die Seele klingt;
du hast's gefunden
nur für Sekunden...
Zwei fremde Augen, ein kurzer Blick,
die Braue, Pupille, die Lider;
was war das? Kein Mensch dreht die Zeit zurück ...
Vorbei, verweht, nie wieder.
Du mußt auf deinem Gang
durch Städte wandern;
siehst einen Pulsschlag lang
den fremden Anderen.
Es kann ein Feind sein,
es kann ein Freud sein,
es kann im Kampfe dein
Genosse sein.
Es sieht hinüber
und zieht vorüber...
Zwei fremde Augen, ein kurzer Blick,
die Brau, Pupille, die Lider -
Was war das?
Von der großen Menschheit ein Stück!
Vorbei, verweht, nie wieder
Tucholsky, Kurt: Augen in der Großstadt. In: Zoll, Ralf (Hrsg): Gesellschaft in literarischen Texten. Ein Lese- und Arbeitsbuch. Band 1: Raum und Zeit, soziale Ungleichheit, demografische und biologische Aspekte, Wiesbaden 2005,VS Verlag.
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